Es war einmal vor langer Zeit, genau vor einer Woche, in einem weit entfernten Land voller Sagen und Helden. Die Finanzkrise wütete wie ein trächtiges Drachenweibchen und so kam es wie es kommen musste: Nachdem sich bereits tags zuvor die verfeindeten Heere, der Großkapitalisten und Juristen auf der schlechten sowie der Kommunisten, Humanisten und vor allem der Mediziner (man hat mich gezwungen diese Berufsgruppe in meine Erzählung aufzunehmen...) auf der guten Seite gegenübergestanden hatten, um diese traditionelle Schlacht am ersten Mai in fröhlicher Feierstimmung mit Genossen, Geschossen und Feuerwerk zu zelebrieren, kam es auf Grund eines nicht zu erwartenden Unentschiedens zum alles entscheidenden Klassenkampf:
Die Kommunisten boten ihre stärksten Helden auf, die Kapitalisten was sie noch an Abschaum zur Verfügung hatten und da die Krise den Finanzhaien all ihr Geld genommen hatte, waren diese so arm, dass sie ihre geschundenen und verkrüppelten, schmierig wurmartigen Leiber in ehemals weiße Gewänder aus Nubukleder, die von der Schlacht des Vortages nun jedoch blutdurchtränkt rot und zerschlissen waren, hüllen mussten. Anders die Helden des Heimfeldes, die in stolzer Einheit, Gemeinschaft und Schönheit zusammenstanden und von denen noch heute in zahlreichen Sagen die Rede ist.
So auch von ihrem Torwächter Janos, diesem galanten Waldläufer, der nicht nur in der Lage ist, seinen Namen zu Tanzen, sondern auch fliegen kann wie eine zarte Elfe.
Auch von Dierkser schwärmen vor allen anderen die Damen. Bei ihm scheinen Kopf und Helm verwachsen zu sein, doch auch unten rum macht er eine gute Figur, schon wegen seines berüchtigten von oythener Landfrauen mundgepöteten Doppelhänders mit dem er schon so manchen Stich setzen konnte.
Verstärkt wurde die Heerschar noch durch den Hexenmeister Winnfried Alsdorf van Dusseling und seinen treuen Liebesknaben Julius Pepe Petermann von Geilo, die mit ihrem medizinisch-anatomischen Teufelswerk für manche Überraschung gut waren, so gelang es beispielsweise dem Hexenmeister mit einem gewagten Pakt mit dem Teufel der Natur ein Schnippchen zu schlagen, sodass sein Körper, auch wegen der Eisenkrallen an seinen verhornten Füssen, sofern man diese riesigen Tatzen so nennen kann, eher dem eines Bergtrolls denn eines Menschen gleicht.
Die linke Flanke komplettierte Herr Marseille, ein französischer Ritter mit ukrainischer Vergangenheit, dessen hervorstechendste Eigenschaft sein brennender Helm und seine hedonistische Weltanschauung sind.
Sein rechtsflankiges Pendant bildet der Manni, der schon damals mit den Nibelungen in Etzels Burg durch die Hölle gegangen sein soll, dem es jedoch gelang, seinen geschmeidigen Körper den nagenden Zähnen der Zeit zu entziehen und der mit seiner Weisheit so manche Schlacht zu Gunsten der Rot-Sternigen-Krieger entscheiden konnte.
Davor agierte der ostelbische Krieger Logo, der sich vor allen anderen durch seine Wortgewandtheit und seine List, sowie durch seine Schnelligkeit – in der Flucht war er immer der Erste – auszeichnete, wohingegen seine Kampftechnik eher bescheiden ausfiel, was er entweder dadurch kompensierte, dass er seine Feinde niederredete oder ihnen schlicht und einfach dahin trat wo es wehtut.
Zu seiner linken thront Andre mit seinem unvergleichlichen Lächeln , diesem sprechenden, vertrauten, liebreizenden und unverhohlenen Lächeln, mit Lippen, die sich im Lächeln erst langsam öffnen. Es ist das Lächeln des Narziss, der sich über das spiegelnde Wasser neigt, jenes tiefe, bezauberte, hingezogene Lächeln, mit dem er nach dem Widerscheine der eigenen Schönheit die Arme streckt, ein ganz wenig verzerrtes Lächeln, verzerrt von der Aussichtslosigkeit seines Trachtens, die holden Lippen seines Schattens zu küssen, kokett, neugierig und leise gequält, betört und betörend.
Zu Logos rechten hingegen steht Franz wie ein König vor seiner Gefolgschaft und es liegt in der Natur seiner adeligen Herkunft, das ihn die Steifheit seiner Hüfte zu höheren Dingen befähigt, wie Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone, Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Auf tut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt Und sieht sich stumm Rings um, Mit langem Gähnen, Und schüttelt die Mähnen Und streckt die Glieder Und legt sich nieder. Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behend, Ein zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor. Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif, Und recket die Zunge, Und im Kreise scheu Umgeht er den Leu Grimmig schnurrend, Drauf streckt er sich murrend Zur Seite nieder. Und der König winkt wieder; Da speit das doppelt geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus, Die stürzen mit mutiger Kampfbegier Auf das Tigertier; Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen, Und der Leu mit Gebrüll Richtet sich auf - da wird's still; Und herum im Kreis, Von Mordsucht heiß, Lagern sich die greulichen Katzen. Da fällt von des Altans Rand Ein Handschuh von schöner Hand Zwischen den Tiger und den Leu Mitten hinein.
Und zu Ritter Shahin spottender Weis', Wendet sich Fräulein Sabrina: "Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß, Wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf." Und der Ritter in schnellem Lauf Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger Mit festem Schritte, Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger. Und mit Erstaunen und mit Grauen Sehen's die Ritter Dynamos und Edelfrauen, Und gelassen bringt er den Handschuh zurück. Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, Aber mit zärtlichem Liebesblick - Er verheißt ihm sein nahes Glück - Empfängt ihn Fräulein Sabrina. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: "Den Dank, Dame, begehr ich nicht!" Und verläßt sie zur selben Stunde.
Neben diesem tapferen persischen Säbeltänzer Shahin, gebührt die Erzählung einem weiteren Helden: Felix, diesem Glücklichen, diesem Spieler, der dem Schatzmeister Benjamin, diesem nicht weniger Glücklichen, zaaghaften Ehremann, mit seiner Steuerschuld die Zornesröte in sein pfirsichgleiches Antlitz treibt. Felix, dessen große Begierden der Fraß und der Coitus sind, war es, der die Besonderheit des Triumphes wie er sich an jenem Tage für die rot-schwarzen Krieger ereignete erst ermöglichte.
Doch auch Jens dessen neuerliches Kopfhaar der verfilzten Schambehaarung eines arabischen Hengstes glich, glich jenem auch hinsichtlich seiner Schnelligkeit, Kraft und Eleganz.
Eleganz ist auch das Wort, welches Försterssohn Max gebührt, wie der junge Jesus über das Wasser, glitt er über den Platz.
Auch Gerrit und Michel wussten zu gefallen. Mit harter Hand und harten Beinen, brachten sie die Gegner manches Mal zum Weinen.
Doch was war geschehen?
Nachdem die dynamischen Ritter ihre Schwerter gewetzt hatten, zog sie der Heermeister Chrischi auf ein letztes Wort zusammen. Chrischi, zu sehr ermattet von den ehelichen Pflichten am Vorabend, womöglich an Marasmus leidend, konnte nicht aktiv an der Schlacht teilnehmen, bündelte jedoch seine letzte Kraft und rührte seine Mannen mit einem auf rotem Papiere dargebrachten Poem derartig zu Tränen, das einem jeden von ihnen der Abschied schwer fiel. Die Schlacht begann. Logo, Winnfried van Dusseling und Pepe vollzogen unter der Leitung vom eisernen Dierkser die Verteidigung. Pepe war es auch, der einen der wenigen gefährlichen Angreifer in das Reich des Schmerzes verbannte, indem er in unnachgiebiger Weise mit anatomischem Geschick dessen Fuss zertrümmerte und das Spiel für die Heimfelder Helden entschied. Währendessen stießen Herr Marseille und Manni mit brennendem Helm und scharfzüngiger Weisheit bewaffnet immer wieder in den Angriff, wo sich dann auch nach kurzer Zeit der erste Erfolg einstellte, ersichtlich am bezaubernden Lächeln des für den Erfolg maßgeblichen Andre. Das zweite Geschoss schlug im gegnerischen Torbogen ein, nachdem Felix, wie der junge Siegfried durch die gegnerischen Reihen gestürmt war, dann jedoch vom hinterhältigen Hagen mit einem Speer an der einzig verwundbaren Stelle von Felix durch Drachenblut gepanzerten Körpers, seiner Schulter niedergestreckt wurde, jedoch bäumte sich der glückliche Held im Todeskampf noch ein letztes Mal auf und vollstreckte die gerechte Strafe eigenfüssig zum zweiten Tor. Die schmierigen Rechtsbrecher und Klassenfeinde waren entsetzt, auf eine solche Übermacht der Dynamik hatten sie weder ihre Väter noch Studium und Knabenliebhaberei vorbereitet, sodass sich das Entsetzen des Schmierigsten von ihnen, einem blondlockigen pomadig-dreinblickenden Balletttänzers mit rosafarbenen Filzpantöffelchen in weinendem Wehklagen und Flehen an Logo richtete Doch die taperen Helden kannten kein Erbarmen und waren bereit die Feinde endgültig zu tilgen. Felix, nun zur Legende entstiegen, erstürmte die gegnerische Feste erneut und ließ dem Torwächter der Feinde keine Chance. Auch Herr Marseille sollte noch zum Helden werden. Auf Geheiß von Felix trottete er zunächst zaghaft wie ein scheues Einhorn, dabei jedoch mit brennendem Helm, dann entschlossener vor den gegnerischen Torbogen und schlug mit seinem weißen Hammer seinerseits ein tiefes Loch ins Mauerwerk. Was dann geschah entzieht sich meiner Kenntnis, man munkelt jedoch, dass König Franz nun doch Mitleid mit den armseligen Gestalten bekam und einen stümperhaften Angriff derselbigen zur allgemeinen Erheiterung im eigenen Tor unterbrachte. Auch ein weiterer Erfolg soll den Feinden durch des Königs Bruder, Prügelprinz Michel, ermöglicht worden sein, als dieser von der erfrischenden Macht der Gewalt übermannt wurde und mit der Streitaxt einen Gegner von hinten die Beine zertrümmerte. Doch auch dies nötigte den Heimfelder Helden nur ein müdes Lächeln ab, welches erneut in der strahlenden Freudigkeit Andres seine Krönung durch das fünfte Tor fand.